Eine Klettertour bildet eine rhythmische Einheit.
All jene Klettertouren, die von Heinz Grill die letzten Jahre eröffnet wurden, bilden sowohl mit dem
Menschen als auch mit der Natur eine rhythmische Einheit. Sie sind in ihrem Charakter weniger nach
sportlichen, modernen Gesichtspunkten entwickelt, sondern folgen stilistisch vielmehr dem Bedürfnis
nach Ästhetik und Harmonie in einem ganzheitlichen Erleben. Sowohl der Aufstieg wie auch der
Abstieg, die Lebendigkeit und Intuition der Linienführung, die Wahl der Standplätze und das
wechselseitige Spiel von Ausgesetztheit und Geschütztsein von den einzelnen Seillängen gibt den Routen
eine erlebensreiche und gefühlsanregende Anmut.
Heinz Grill, der die Ideen zu diesen Routen entwickelte, besitzt seit über 35 Jahren alpine Erfahrung.
Die meisten der neuen Routen erkletterte er im Vorstieg mit Normalhaken und Keilen von ihm und ließ
erst im Nachhinein die Bohrhaken zur Absicherung setzen.
Auf folgende Gesichtspunkte und Gedanken wurde bei der Ideenentwicklung der Routen Wert gelegt.
Sowohl der Einstieg als auch der Endpunkt der Klettertouren wurde sorgfältig bestimmt, denn diese
geben dem Erleben einen wesentlichen Erinnerungswert. Jene Bescheidenheit und Innerlichkeit mit der
der Kletterer in die Route einsteigt, gibt ihm am Ende, am Gipfel oder am Ausstieg, die Großzügigkeit
des Erlebens und die Zufriedenheit über seine Leistung. Die Einstiegsseillänge und der Ausstieg am
Gipfel befinden sich deshalb in einem rhythmischen Verhältnis.
Da die Touren in der Gegend von Arco und dem Sarcatal häufig einen Wechsel von bewaldeten Zonen
und sehr steilen Felsen aufweisen, erschien es für die Kultivierung einer Route wichtig, darauf zu
achten, dass alle Übergänge harmonisch und fließend verlaufen. In manchen bewaldeten Stücken
wurden deshalb Stufen angelegt und häufig systematisch Bäume ausgeschnitten, die in der Folge zur
Haltbarmachung des erdigen Geländes wiederverwendet wurden. Ebenfalls wurden manche
Standplätze mit Hilfe quergelegter Äste besser verankert, so dass sie
ein bequemeres Stehen ermöglichen und keine umliegende Erde oder
herumliegende Steine abgetreten werden. Durch diese
Kultivierungsarbeit verbinden sich die Felszonen mit den bewaldeten
Bändern besser. Die Wiederholer in den Routen werden gebeten,
diese kleinen Verbindungsarbeiten nicht zu zertreten.
Ganz besonderer Wert aber wurde aber auf die Tatsache gelegt, dass
alle Touren die möglichst leichteste Linie und dennoch die beste
Felsbeschaffenheit ausnützen. Indem die Schwierigkeiten nur sehr
selten über den sechsten Grad der UIAA-Skala hinausgehen, können
sich die Kletterer leichter, Seillänge für Seillänge, in einen
wachsenden und sicheren Rhythmus einfügen. Gerade das Klettern in
den Routen mit einer mittleren Schwierigkeit stärkt das
Sicherheitsgefühl in den Bewegungen. Es kann eine rhythmische
Steigerung des Bewegungsgefühls in Erfahrung gebracht werden.
Die Verwendung von Bohrhaken wurde jedoch ganz bewusst zurückhaltend getätigt. Nach der
Möglichkeit des Geländes brachten die Erstbegeher möglichst viele Sanduhrschlingen an und
verwendeten vielfach normale Felshaken. In den leichten Wandabschnitten etwa in Passagen bis zum
oberen vierten Schwierigkeitsgrad befinden sich keine Bohrhaken,
sondern es muss sich der Kletterer selbst mit den naturgegebenen
Bedingungen anfreunden und eventuell über Baumstöcke oder über
wenige mitgebrachte Klemmkeile und Friends selbst sichern. Die Haken
in den schwierigeren Passagen sind meistens gebohrt und in der Anzahl
genügend. Jene, die eine freie Begehung der Tour anstreben, können sich
deshalb getrost dem luftigen Elemente preisgeben und jene, die die
Haken zur Erleichterung mitbenützen, erleben dennoch eine elegante
Bewegungsdynamik, die sie sowohl mit den Felsen als auch mit dem
eigenen Gefühl für Rhythmus versöhnt.
Bei der Suche geeigneter Felspassagen wurde eine besondere
Aufmerksamkeit darauf gelegt, dass es möglichst viele schöne und leichte
Bewegungen gibt, die weniger Kraft beanspruchen, sondern mehr das
Zusammenwirken von Sinneswahrnehmungen, bewusster Berührung von
Felsen und dem Bewegungsgefühl stärken. Sehr viele steile,
kraftraubende Überhänge oder sehr griffige Felspassagen, die einen außerordentlich sportlichen
Einsatz erfordern würden, lassen sich in diesen neuen Touren deshalb nicht sehr häufig finden. Die
Routen sind meist mit leichtem, empfindsamen Einsatz zu bewältigen.
Die Namensgebung für die Routen erfolgte nach charakteristischen Gesichtspunkten und
feinfühliger Bedeutungszuordnung. Die „Via Aphrodite“ trägt deshalb den Namen einer weiblichen
griechischen Gottheit, da diese Führe tatsächlich auch für die weibliche Natur spricht. Es ist bei der
Begehung dieser Route sehr auffällig, dass vor allem die Folge von Tritten von wichtiger Bedeutung
ist und weniger der Einsatz mit den Kräften der Arme. Frauen, die weniger an Kraftsubstanz
besitzen, können sich wohl an dieser Route besonders erfreuen. Die Namen sind deshalb nicht nach
beliebiger Phantasie und subjektiven Gefühlen verwendet, sondern nach jenen Charakteristiken, die
auch in den Touren selbst wieder zu finden sind. Manche Namen wie die Bezeichnungen der
verschiedenen Engelshierarchien geben Ideen und Impressionen wieder, die mehr an die verborgene
Erinnerungsfähigkeit in der Seele sprechen.
Die rhythmische Einheit der Routen entwickelt sich aus den angenehmen Anstiegswegen,
aus dem möglichst leicht gehaltenen Routenverlauf und schließlich auch durch die
dezente Wahl und den Einsatz der Sicherungsmittel. Jene Kletterer, die sich nicht
vorschnell mit den Routen überfordern, sondern in ihren angemessenen Möglichkeiten
bleiben, finden bald eine angenehme Steigerung in ihrem Gefühlserleben und gewinnen
ein sehr gut abgestimmtes und schneller werdendes Klettertempo.
Während bekanntermaßen in den Einstiegsseillängen meist noch
eine steife Unsicherheit waltet und deshalb manche Ängste
aufkommen, so verlieren sich bald im wachsenden Rhythmus und in der Intuition
des Bewegungsspiels diese und verleihen dem Erleben ein gesundes Sicherheits-
und Verantwortungsgefühl. Der Kletterer gewinnt ein besonderes
Harmonieempfinden gegenüber sich selbst. Er lebt sich förmlich in den Luftraum
hinein, er atmet sich hinein, gewinnt eine Nähe zu sich selbst und zu den Felsen in
seiner Umgebung. Dieser Rhythmus schenkt ein gesundes Gefühl und jene
angenehme und selten gewordene Nähe zum Leben. Die rhythmische Einheit schenkt
mehr ein Gefühl der Verbundenheit mit allen.
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