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Via delle Mamme (Weg der Mütter)
Eine Erzählung von Giuliano Stenghel
Es ist ein herrlicher Tag, sonnig und sommerlich heiß.
Glücklicherweise ist vom See her ein Wind aufgekommen und
bringt uns, zusammen mit einem guten Duft, für den
Augenblick etwas Erfrischung, nachdem noch kurz vorher die
Schwüle sehr drückend war.
Nichtsdestotrotz blicke ich mit Ruhe einer sehr schwierigen
Kletterpassage entgegen: in der Mitte der Verschneidung
klettere ich gerade in einen Spalt. Eigentlich bevorzuge ich ich
die anstrengende Kletterei auf Gegendruck, tatsächlich bin ich
aber mit dem ganzen Körper eingeklemmt und sehe keine
andere Aufstiegsmöglichkeit als jene in das Innere des Spaltes
zu kriechen, die Plagerei ist es, die alles immer enger macht.
Jetzt bin ich so eingeklemmt im Fels, dass mir der Atem
ausgeht: die Lungen sind zwischen den beiden Wänden wie in
einem Schraubstock eingezwängt. Und ich habe das Gefühl,
ohnmächtig zu werden. Ich drücke, um aus dieser
komplizierten und üblen Situation herauszukommen und
schwitze sieben Hemden durch um wenige Zentimeter des
unberührten Felsens zu überwinden. Gedanken schießen durch
meinen Kopf: „Wie komme ich alleine aus diesem Punkt, wo
ich mich selbst blockiert habe, wieder heraus?“
Ich bin überzeugt, wenn der Kopf durchkommt, müsste auch der Rest des
Körpers durchkommen, aber ich muss mich entscheiden und zwar schnell.
Ich versuche mich mit dem Körper nach außen in die Horizontale zu
ziehen. „In welche enge Gasse habe ich mich begaben? Wenn ich nicht
durch diesen Engpass komme, wird es ein ernstes Problem, wieder
zurückzukommen.“ Ich versuche tief und regelmäßig zu atmen.
Schließlich stoße ich die Luft aus den Lungen und drücke mit aller Kraft
des Körpers. Es ist wahr, dass das Glück den Wagemutigen hilft, aber
andererseits ist es auch wahr, dass es nur mit Glück oder durch ein
Wunder gelingt, zuerst mit dem Kopf und dann mit dem Rest des Körpers
aus diesem unterirdischen Gang und der unerklärlichen Passage
rauszukommen. Schließlich kann ich die Lungen mit Luft füllen. Im Licht
erreiche ich die Rettung und ein großer Sinn für Freiheit entsteht.
Am Standplatz atme ich tief und erleichtert auf und nachdem ich mich an
einigen Haken gesichert habe, entscheide ich mich, meinen Kameraden
nachzuholen. Von dort, von meiner übersichtlichen Position, betrache ich
die äußeren Felsen des Kamins und denke an den vollendeten Fehler,
mich inden Kamin hineingezwängt zu haben. „Zug...Zug...“, die Stimme
von Alessandro bringt mich in die Realität zurück. Während ich das Seil
einziehe, denke ich an diese graue, kompakte und überhängende Felswand, nicht mehr als 10m hoch, eine
atemberaubende Wand, die unvergleichlich ist. Und doch, von vielen Bergsteigern, sicherlich nicht von jenen,
die schon Hand angelegt haben, wird sie ald eine kleinere Wand betrachtet, geradezu als eine einfache
Vorbereitung und als Training für andere bedeutendere Klettertouren. „Was für ein Klettergarten“, sage ich mir,
während ich nachdenke über die bemerkenswerte Ausgesetztheit einiger Passagen, über die Art des Felsens, der
sicher nicht so gegliedert ist wie jener der Dolomiten oder in anderen Gebieten.
Eine Route in dieser Wand zu eröffnen oder zu wiederholen, erfordert viel Erfahrung, eine optimale
psychische und physische Vorbereitung und den Mut von Löwen. Mit Renzo Vettori, bin ich in der Via del
Vecio über mehr als 40 m im 6. Schwierigkeitsgrad in Gegendrucktechnik ohne eine Sicherung geklettert. Es
war nicht möglich, stehenzubleiben und einen Haken anzubringen.
In sarkastischem Ton frage ich meinen Kameraden: “Kommt es Dir wie eine Tour im Klettergarten vor?“, der
mich am Stand erreicht hat, ausgelaugt von Erschöpfung und Anspannung. Er antwortet mir mit einem Fluch.
Dan fügt er hinzu: „Ich habe mich noch nie so angestrengt!“ Während wir kalten Tee schlürfen, kommt mir ein
spontaner Gedanke mit lauter Stimme: „Für mich zählt die Ästhetik, es interessiert mich nicht, wenn meine
Tour an einer mehr oder weniger berührten Wand ist, ob sie lang oder kurz, an gutem oder schlechtem Fels ist,
oder...
Was zählt ist, dass ich die Fähigkeit habe, meiner Leidenschaft zu folgen und sie zu bewahren.
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